Dienstag, 13. April 2010

Provisorischer Übungstext - zufällige Morphemketten


Vor ein Tagen, Wochen, Monaten, Jahren war ich in einem Atelierhaus. Davon gibt es in einigen Städten ja viele. Aber jenes von mir besuchte war höher als die anderen - auf jeden Fall erschien es mir so - und es war auch weiter weg von der Innenstadt. Das Atelierhaus hatte auch lauter Altautoverwerter angezogen. Die Kunst war aber ganz frisch - wenn man das über Kunst von Künstlern sagen kann, die kurz vor der Pensionierung stehen, was es ja bei Künstlern eigentlich nicht gibt. Die müssen ja weiter künsteln, bis die letzte Performance ruft. Früher waren da zwei supergute Künstlerinnen - die sind aber jetzt meistens nicht oder gar nicht mehr da. Dem verbliebenen Rest geht es aber eigentlich auch ganz gut, da unsere reiche Gesellschaft ja reichlich Hochschulanstellungs- & Privatekunstschulennischen bietet für den, der solche zu finden weiß. Das ist nicht schlecht, richten die Nischenfinder dann doch wenig Schaden an. Es ist doch besser, Studenten in Seminaren zu langweilen oder Mittelschichtsehefrauen das Gefühl zu vermitteln, sie seien Bestandteil eines wie auch immer gearteten Kunstsystem, als harmlosen Pennern das Bier wegzutrinken.

Da denke ich mir manchmal, wie gut es doch ist, dass ich von meiner Kunst nicht leben muss, weil ich ja noch einen bürgerlichen Beruf habe. Ich bin Dozent und gebe Nachhilfeunterricht für Akademiker.
Ja, davon kann man leben. Denn viele junge und auch ältere Menschen (jenseits der Dreißig) werden Akademiker und wissen dann nicht, was das eigentlich bedeutet und was sie machen können, dürfen, sollen und müssen. Man muss zum Beispiel seine eigene Adresse richtig schreiben können. Das können die meisten Menschen nicht - aber viele Akademiker auch nicht. Das ist peinlich; nicht sehr - aber ein bisschen schon.
Peinlich ist auch das folgend abgebildete Desaster. Es stammt ja aus einer Zeitung, die sich an Leser mit mindestens mittlerer Reife oder gar Abitur richtet. Es sollen auch Akademiker unter den Lesern sein. Na ja, zumindest einer.